Haben Sie die Idee, Ordnung wäre ein System das einmal umgesetzt und diszipliniert durchgehalten wird?

Auch Stein ist nicht ewig, wie hier am Blauen Fenster auf Gozo

Immer wieder begegnen mir Ordungssysteme die genau das versprechen, aber kann das funktionieren?

Ordnung ist individuell.

Das merken Sie, wenn Sie andere Büros sehen: Was für den einen gut funktioniert, ist für den anderen undenkbar; was für den einen Struktur ist, ist dem anderen das reinste Chaos; wo einer drei übergeordnete Schubladen für all sein Papier bevorzugt, braucht ein anderer 15 Brieffächer oder Hängeregister und so weiter. Jemand anderes kann Sie darin unterstützen, ein für Sie gutes System zu finden, aber wenn jemand anders Ihnen ein System überstülpt ist es genau das: ein übergestülptes System, dass nur funktioniert, wenn Sie zufällig sehr ähnlich sind.

Ordnung ist kein einmaliges System – Ordnung ist ein Prozess.

Wahrscheinlich kennen Sie das aus eigener Erfahrung: Sie haben einen Teil Ihres Schreibtischs (digital oder analog) gut sortiert, zum Beispiel haben Sie ein gutes System für alle Ihre E-Mails und nach einiger Zeit (Wochen, Monaten oder sogar Jahren) kommt eine Phase in der es überhaupt nicht mehr funktioniert. Es häufen sich auf einmal Mails, die in keinen Ordner passen oder Sie finden Mails, die Sie suchen, nicht wieder. Unsere Arbeit verändert sich, unser Umfeld ändert sich, technische Dinge verändern sich und damit unsere Arbeit (oder wie viele E-Mails haben Sie vor 20 Jahren täglich bekommen?).

Denken Sie jetzt, warum soll ich mich dann überhaupt damit beschäftigen? Bringt es denn dann etwas, ein Ordnungssystem aufzubauen? Ja, denn Sie wollen schnell alles finden, was Sie brauchen und schnell alles weglegen, was Sie nicht brauchen. Nur ist diese Ordnung nicht in Stein gemeißelt, sondern ein offener, sich stets weiterentwickelnder Prozess.

Ist das nicht auch befreiend?

Es geht nicht um das perfekte System, also können Sie einfach mit etwas anfangen und ausprobieren. Mit der Zeit werden Sie merken, was für Sie (jetzt) gut funktioniert und was nicht. Dann ändern Sie es. Sie müssen auch nicht gleich alles aufräumen. Fangen Sie mit einer Sache an (zum Beispiel der Schreibtischplatte) und arbeiten sich dann langsam vor. Dann merken Sie, was Sie brauchen und was nicht. Was gut für Sie ist und was nicht. Sie können keine Fehler machen.

Je offener Sie von Anfang an sind, je eher Sie es als stetes Ausprobieren und Anpassen begreifen, desto leichter können Sie sich auch an sich ändernde Bedingungen anpassen. Also: Lassen Sie die Ordnung fließen …

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