Wenn man sich so manchen Schreibtischberg ansieht oder sich die Ablage mal wieder bis zum Rutschen stapelt, scheint es, als bräuchte man Tag(e) dafür. Sollte man da nicht lieber warten, bis man mal so viel Zeit am Stück hat, um diese Mamutaufgabe auf einmal zu erledigen?
Ich habe tatsächlich schon in sonst guten Büchern gelesen, man solle sich zum Aufräumen ein paar Tage frei nehmen. Macht das jemand? Wenn ich mir ein paar Tage frei nehmen kann, kann ich mir etwas schöneres Vorstellen, als aufzuräumen.
Vielleicht einfach abwarten, bis mal so wenig zu tun ist, dass man sich an diese Mamutaufgabe setzen kann? Aber was, wenn diese Zeit nicht kommt? Dann wird der Berg immer höher und Sie schieben ihn immer weiter, denn jetzt brauchen Sie mindestens eine Woche und die haben Sie gerade nicht.
Schrumpfberge
Einmal angefangen schrumpfen die meisten Berge schnell dahin. Manches hat sich inzwischen von selbst erledigt. Vor allem aber schrumpfen die Aufgaben auf ihre tatsächliche Größe. Aufgeschobenes erscheint uns oft riesig (sonst hätten wir es ja nicht aufgeschoben). Einmal angefangen sehen Sie, wie viel Aufwand es tatsächlich ist. Aber Vorsicht, nehmen Sie sich auch jetzt nicht zu viel vor.
Am besten schrumpfen Berge (ob liegengebliebene E-Mails, die turmhohe Ablage, der unaufgeräumte Keller oder was auch sonst) in kleinen Schritten: heute nur 10 Minuten. Stellen Sie sich eine Eieruhr auf 10 Minuten. Danach kommen nochmal 2 Minuten, um entweder das gerade noch fertig zu machen oder einen stabilen Zustand herbeizuführen. Mehr nicht! Auch wenn man am ersten Tag noch nichts sieht. Das wichtigste ist heute passiert: Sie haben angefangen.
Statt einer festen Zeit können Sie sich auch eine andere Einheit vornehmen: zum Beispiel 2 alte Mails, einen Stapel im Schrank, die ersten 5 Blätter der Ablage …. Suchen Sie sich etwas, das so klein ist, dass Sie leicht anfangen können und hören Sie dann auch bald wieder auf.
Sie sind jetzt für heute fertig.
Vorsicht Muskelkater
Wer sich zu viel vornimmt, hat nicht nur ein Motivationsproblem beim Anfangen, sondern auch anschließend „Muskelkater“. Die Mamutaufgabe bleibt im Gedächtnis als etwas unglaublich anstrengendes. Die meisten Sachen fallen aber nicht nur einmal an. Wer sich nur mit Grauen an das letzte Mal erinnert, wird kaum wieder anfangen und schon wächst der nächste Berg.
Wenn Sie dagegen nur 10 Minuten abarbeiten, bleibt das gute Gefühl den Anfang gemacht zu haben. Und es war gar nicht schwer. Dann können Sie morgen beschwingt weitermachen. Wenn der Berg abgetragen ist, sind Sie schon so daran gewöhnt, dass ein neuer gar nicht erst entsteht.
PS: Vielleicht ist Ihre heutige Portion auch nur, den Berg nicht weiter wachsen zu lassen. Auch das ist ein Anfang (mehr dazu gibt es hier).
PPS: Danke an Margit Wallner für das schöne Bild.